Papa sein dagegen sehr.
Rikki Tim-Tom
oder
587 Möglichkeiten, ein Baby falsch zu halten

Ein Fortsetzungstagebuch

Kapitel 1/7, Woche 3

 

Rikki kichert, strahlt und sprudelt

 

 

Und wieder ist ein neuer Tag, und wir wickeln unser Baby. Besser gesagt, Irena wickelt und ich schaue zu.

Besser gesagt, ich höre zu.

„Ja Riiiiiikkiii, ja wie geeeeht´s Dir, hast Du gute Lauuuune, ja geht´s dir guuuut…?“

Fast tut es in meinen Ohren weh, wie schrill Irenas Stimme ist, wenn sie mit Rikki spricht.

„Ja schaauuu mal, das ist der Jeeeerry, das ist dein Freeuuund!“ sagt sie, während sie die Spieluhr aufzieht.

Natürlich ist die Babysprache anders als die der Erwachsenen. Aber muss es sooo schrill sein?

Sagen tu ich nichts, aber ich denke mir, dass Babys angeblich die Stimme der Eltern schon aus dem Mutterleib kennen. Da wird sich unser Kind schwer tun. Noch nie habe ich etwas ähnliches aus dem Mund meiner Frau gehört. Ich wundere mich, wie sie überhaupt solche Töne hervorbringt. Und in welcher Lautstärke!

Aber der Erfolg gibt Ihr Recht.

Rikki kräht, kichert, strahlt, die kleinen Ärmchen schlagen, und ich denke mir, ich müsste mal unsere alte Videokamera auspacken.

Und langsam fange ich selbst an, von Irenas Gebaren abzuschauen. Nach unserem Lieblingsspiel `Wer kriegt die lautesten Töne aus der Rikki heraus` bleibt mir auch gar nichts anderes übrig. Rikki strahlt und sprudelt um so mehr, je schriller die Tonlage ist, in der man mit ihr spricht.

Fast resigniert denke ich mir, die Rikki kennt ihre Mama halt doch besser als ich.

 

Unter den Geschenken, die wir bekommen haben, finden sich auch drei Titis mit Schnur, die man mit einem Clip an den Klamotten befestigen kann.

Die brauchen wir auch.

Nichts hat mich im Krankenhaus mehr verblüfft, als die Aussage der Schwestern, dass Karies ansteckend sei und deshalb Mundhygiene sehr wichtig.

Habe ich vielleicht deshalb so große Probleme mit Parodontose, weil meine Mama früher immer meinen Titi abgeschleckt hat, wenn er runtergefallen war, bevor ich ihn wieder in den Mund bekommen habe?

Meine Güte, bin ich altmodisch.

Wenn man es erklärt bekommt, klingt es sogar einleuchtend. Die eigenen Bakterien gelangen über die Spucke in den Mund des Babys, und dort nisten sie sich ein, um auf die Zähne zu warten. Und dann nichts wie drauf.

Trotzdem fällt es mir ausgesprochen schwer, das zu akzeptieren. Aber was solls- Irena hat sogar mit dem Rauchen aufgehört in der Schwangerschaft, da muss ich eben auch auf eine Gewohnheit verzichten. Noch dazu habe ich ja noch nicht mal damit angefangen, den Titi noch mal kurz zu befeuchten, bevor die Rikki ihn in den Mund bekommt.

Also bin ich mir einig mit Irena- niemals werden wir Rikkis Titi in den Mund nehmen.

 

 

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