Papa sein dagegen sehr.
Rikki Tim-Tom
oder
587 Möglichkeiten, ein Baby falsch zu halten

Ein Fortsetzungstagebuch

Woche 2,
Kapitel 1/5

„Besuch von der Hebamme“

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Die ganzen Geschenke sind schon sortiert und aufgeräumt und alles hat seinen Platz. Nur der Jerry noch nicht.

Jerry, das ist die sechste Spieluhr, die wir geschenkt bekommen haben (der Kommentar bei der Übergabe des Geschenkes lautete: „Wir haben gedacht, dass die Rikki eine Spieluhr bekommt- ein Baby muss eine Spieluhr haben“). Aber diese hier ist wirklich etwas besonderes. Irena hat ihr ihren Namen gegeben und gesagt, dieses wird das wichtigste Spielzeug von Rikki werden. An einer langen Schnur hänge ich Jerry so von der Decke herunter, dass er knapp 40cm über dem Wickeltisch frei baumeln kann. Von nun an gibt es bei jedem Windel wechseln die gleiche Zeremoniell: Wir ziehen die Spieluhr auf und sagen immer die gleichen Worte: „Schau mal, Rikki, das ist der Jerry, das ist Dein Freund…“

Innerlich denke ich mir, ich hätte die Schnur doch noch etwas länger machen sollen, der Jerry hängt so Unerreichbär weit weg von unserem Baby, und eigentlich sollte sie doch mal richtig mit ihrem Jerry spielen können, ihn kuscheln, und vielleicht mal selber aufziehen können, um der Musik lauschen zu können.^564BP)ZHHHNPJ4420

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Nun ja, dieses ist ja ein Erinnerungstagebuch, in Wirklichkeit ist Rikki schon zwei Jahre alt, und Tim feiert bald seinen ersten Geburtstag. Während Rikki gerade das Dschungelbuch anschaute, mich zupfte und sagte: “Rikki auch Nane“, und ich in der Küche nachschaute, ob wir noch Bananen*-2+302

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haben, hat sich der Tim-Tom blitzschnell an meinem Computer hochgeangelt, seine Augenhöhe liegt ungefähr zwei cm höher als die Platte mit Maus und Tastatur, und schon bearbeitet er letztere, dass mir angst und bange wird, weil ich noch nicht gespeichert habe. Viel kann ich heute nicht mehr schreiben, denn immer wieder zieht sich Tim an mir hoch, versucht, auf der Tastatur zu schreiben oder die Maus in den Mund zu nehmen. Immer wieder sage ich: „Nein, Timmi, nein, das ist nichts für dich, der Papa muss arbeiten!“

Aber ich bin dabei so gutmütig, dass ich keinen Erfolg damit habe.

Auf einmal kommt die Rikki, haut dem Tim mit der flachen Hand auf den Kopf und sagt:

„Nein, Timmi, aber aber!“, und sie wedelt mit dem ausgestreckten Finger um Tim zu tadeln.

Aber zurück zur Geschichte:

Heute kommt die Hebamme. Ein bisschen ist dieser Besuch wie ein Rettungsanker. Natürlich haben wir beide im Krankenhaus gelernt, wie man wickelt und wie man sein Baby anzieht, aber irgendwie haben wir ein unsicheres Gefühl, ob wir auch alles richtig machen. Gott sei dank- unsere Hebamme ist die Martina, eine gute alte Bekannte, die wir schon lange vom Geschäft her kennen. Bei Ihr können wir uns richtig gut aufgehoben fühlen.

Als sie da ist, frägt sie uns auch nach unseren Sorgen, ob wir Probleme haben, sie hat auch wieder Warenproben von Cremes dabei und meint, dass wir alles richtig gemacht haben und alles in bester Ordnung sei. Fast können wir es gar nicht glauben. Nur, sagt sie, an Stelle von Feuchttüchern wäre es besser, einfaches Wasser zum Popo putzen zu nehmen. Das macht uns richtig froh, denn es gibt uns das Gefühl, dass der Besuch von ihr nicht ganz vergebens ist.

Der Nabel ist sowieso schon abgefallen, und sie meint, da brauche sie ja gar nicht mehr zu kommen. Das macht uns traurig, schliesslich haben wir gehört, dass eine Hebamme zehn mal Kontrollbesuche macht. Am Ende sind wir froh, dass sie einen weiteren Besuch in ein paar Tagen zusagt.

Fluchs legen wir unsere acht Waschlappen in die Schublade unter den Wickeltisch. „Nie wieder Feuchttücher“ nehmen wir uns vor.

 

Heute steht der erste Ausflug an. Wir müssen Windeln kaufen. Ich bin froh, dass wir so ein altmodisches Auto haben, bei dem der Beifahrer keinen Airbag hat. So können wir Rikki in ihrem Maxi Cosy auf den Beifahrersitz schnallen, wo ich sie immer im Blick habe.

Und das ist auch notwendig. Bei der ersten Kurve merke ich, wie die Fliehkräfte auf die Rikki wirken. Wie hilflos so ein kleiner Wurm doch ist! Es ist ja nicht so, dass ich ein unverbesserlicher Raser bin. Nur: ein sechs Tage altes Baby hat einfach noch keine Auto-fahr-Reflexe, und ich möchte mich fast bei Rikki entschuldigen, und im Nachhinein auch bei allen Autofahrern, die damals hinter mir waren. Sie waren alle etwas länger unterwegs als sonst.

Im Supermarkt denke ich wieder an den Rat unserer Hebamme- keine Reizüberflutung. Also warte ich im Auto, während Irena Windeln, weitere Titis und weitere 10 Waschlappen einkauft, und wir schleichen so schnell wie möglich wieder zurück in unser trautes Heim, wo die Welt vielleicht noch mehr in Ordnung ist für unseren kleinen Schatz.

 

 

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