Papa sein dagegen sehr.
Rikki Tim-Tom
oder
587 Möglichkeiten, ein Baby falsch zu halten
Ein Fortsetzungstagebuch
Das erste Jahr, Monat 1
Kapitel 1/22
Das wird schlechter
So langsam normalisiert sich alles. Jetzt kommen auch meine mazedonischen Verwandten vorbei, um unsere Rikki zu begrüßen und natürlich zu bewundern. Es ist Sitte in Mazedonien, Neugeborene erst nach einem Monat zu besuchen. Auf meine Frage nach dem warum bekomme ich zwar keine Antwort- das ist Adet, höre ich nur.
Immer, wenn das Wort Adet fällt, gibt es keine weitere Diskussionen mehr. Adet, das ist Brauchtum, das ist Sitte. Adet bedarf niemals einer Erklärung oder eines Nachfragens. Wenn etwas Adet ist, dann ist es halt so und basta.
Bin ich hier einer der großen orientalischen Weisheiten auf der Spur? Ich habe doch mittlerweile gehört, dass man sein Baby keiner Reizüberflutung aussetzen soll. Und was geschehen wäre, wenn wir unser Baby in Mazedonien zur Welt gebracht hätten, kann ich mir durchaus vorstellen. In Mazedonien ist so gut wie niemals jemand allein. Immer treffen sich alle irgendwo, alle nehmen Anteil am Leben der anderen. Da zeugt es von einem großen Taktgefühl, wenn sich nicht gleich das ganze Stadtviertel um das neu geborene Baby schart. Aber zerbrechen wir uns nicht den Kopf darüber. Es ist halt Adet, und basta.
Heute besucht uns Tante Slava. Es gibt Kaffee und Kuchen und wir sind neugierig auf die Geschenke für Rikki. Es gibt wieder einmal viel zu große Klamotten und Spielzeug. Wie ist es nur möglich, dass sich in einem Haus, in dem bis vor einem Monat nur Erwachsene gelebt haben, so viel Spielzeug ansammeln kann? Aber das mit den zu großen Klamotten ist wirklich eine gute Idee. Passende Sachen haben wir jede Menge. Von überall her haben wir Sachen geschenkt bekommen. Als ob alle unsere Bekannten schon seit Jahren darauf gelauert hätten, wann wir endlich ein Kind bekommen würden, um uns dann mit einer kleinen Pappschachtel überraschen zu können.
Wie es mit der Rikki geht, fragt Tante Slava. Natürlich platzen wir vor Stolz, wie toll alles ist. Um sieben legen wir sie schlafen, und bis zum anderen morgen will sie höchstens drei oder vier mal etwas zum essen. Und weil Irena stillt, und ich so die Nacht für mich habe, übernehme ich einen großen Teil der Babypflege untertags. Wenn ich nicht gerade in der Arbeit bin. So ist Irena die beste Mutter der Welt, und ich mache immerhin so viel mit Rikki, dass auch ich in einem hellen Licht erstrahle. Na ja, oder zumindest so viel, dass mich niemand schimpfen kann, was für ein fauler Mensch ich bin.
„Ja, ja,“ sagt Tante Slava, „jetzt habt ihr es ja noch gut. Wartet mal ab, wie das später wird, da geht der Ärger erst los. Ihr werdet schon sehen…“ Später einige ich mich mit Irena darauf, dass alles wunderbar ist, und was kommt, werden wir abwarten. Nur, meint Irena, ab sofort könnte ich eigentlich auch nachts mal aufstehen und Windeln wechseln.