Papa sein dagegen sehr.
Rikki Tim-Tom
oder
587 Möglichkeiten, ein Baby falsch zu halten

Ein Fortsetzungstagebuch

Kapitel 3/3

„Ich auch!“

Rikki hat jetzt immer andere Lieblingsworte. Die setzt sie immer dann ein, wenn ich meine Ruhe haben will. Das wichtigste davon war die letzten zwei Wochen: „Schau mal“

Natürlich weiß sie, was das bedeutet. Aber genau so gut weiß sie auch, wie man jemand damit ärgern kann. Egal, was es ist, ob ich gerade Zeitung lese oder Fernsehe, einfach gesagt, wenn ich gerade einmal gar nichts tue, dann kommt bestimmt nach einer Minute der Spruch: „Papa, schau mal!“

Und was es alles zu schauen gibt.

„Us“, sagt sie dann zum Beispiel, und meint damit Ihre Puppe Luis. Um Papas Aufmerksamkeit zu erregen, genügt es vollkommen, dass Luis einfach im Kinderzimmer auf dem Boden liegt.

So gibt es eine Hitliste von Wörtern, die öfter als 20 mal am Tag ausgesprochen werden. Das Wort „auch“ ist ebenfalls eines von davon.

„Us auch“, sagt sie zum Beispiel, wenn wir zum einkaufen fahren. Natürlich müssen wir ihn mitnehmen. Und wenn Rikki in den Kindersitz geschnallt wird, sagt sie wieder: „Us auch“, und wenn wir Luis nicht anschnallen, dann kann es leicht passieren, dass Rikki sagt:

„Us auch, oli-ei“! Und sie meint damit, wenn der Luis nicht angeschnallt wird, dann kommt die Polizei. Und natürlich bestärken wir unsere Tochter, und von nun an haben wir immer ein Baby mehr, das angeschnallt werden muss.

 

„Papa, schau!“, höre ich bei einem Ausflug von Rikki, und ich schaue und sage:

„Ja, Rikki, eine Lärmschutzwand“, und ich wundere mich gar nicht, was denn wohl das tolle daran sein sollte.

„Nomal!“ (Das heißt noch mal)

„Lärmschutzwand.“

„Nomal!“

„Lärmschutzwand.“

„E-u-and.“

„Lärmschutzwand.”

„No mal”

„Lärm.”

„Em-m.“

„Lääärrmmm!“

„Emm-mm.“

„Schutz.“

„Utz.“

„Wand.“

„And!“

„Lärmschutzwand!“

„Emu-and! Nomal!“

Und so vertreiben wir uns die Zeit beim Autofahren.

 

 

„Schau mal, Papa, unter-e-fallen!“

Das glaubt man nicht, was alles runterfallen kann. Dieses neue Wort macht Rikki so viel Spaß, das muss sie auch mindestens zehn mal täglich sagen. Und wenn mal gar nichts runtergefallen ist, kann man ja ein wenig nachhelfen.

Und wenn man seine Fruchtzwerge nicht mehr mag, und man schmeißt den Becher auf den Boden, dann lachen bestimmt alle mit, wenn man schreit: „Schau mal, Papa, unter-e-fallen!“

 

Ja, so langsam merken wir, dass es nicht so leicht ist, ein Kind zu erziehen. Aber dafür gibt es auch ein paar neue Worte, die uns viel helfen und Ärger ersparen. Das wichtigste davon ist: gefährlich!

Immer, wenn wir das sagen, zuckt Rikki richtig zusammen, und wir können sicher sein, dass sie vorsichtig ist.

Wir haben eine Außentreppe, die vom ersten Stock direkt in den Garten führt. Als Rikki die ersten male diese Treppe allein hinuntersteigt, sagen wir immer:

„Vorsicht, Rikki, gefährlich!“

Und ganz fest hält sie sich am Geländer ein.

Und als sie lernt, die Gartentüre aufzumachen, die auf die Strasse führt, genügt es, ihr zu sagen:

„Vorsicht, Rikki, gefährlich, viele Autos!“

Und tatsächlich geht sie nie bis ganz vor an die Strasse. Wenn sie Lust hat, uns zu ärgern, versteckt sie sich hinter der Tür und wartet, bis wir sie holen.

Und manchmal erkennt sie selbst, was gefährlich sein könnte. Dann hebt sie den Zeigefinger, macht ganz große runde Augen und sagt, tief anfangend und mit einem hohen ä: „gefäähhrlich“. Sie ist schon schlau, unsere Tochter.

 

 

Rikki lernt so viel und so schnell, man kommt wirklich nicht mehr mit. Und immer wieder passiert etwas, wo man verdutzt den Kopf schüttelt, was es wieder neues gibt.

Ohne, dass wir es ihr gelernt hätten, sagt sie auf einmal:

„Ich auch!“

Am Anfang merken wir es gar nicht, aber dann fällt es mir doch auf. Kein Mensch hat ihr das gelernt, aber auf einmal weiß sie, was das Wort „ich“ bedeutet. Nur kurz kann ich sie verwirren, als ich auf sie zeige und sage:

„Du!“ Dann zeige ich auf mich und sage: „Ich“

Wie gesagt, die Verwirrung war kurz, von nun an heisst es nicht mehr „Kika auch“, ab jetzt sagt sie nur noch: „Ich auch!“

 

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